Campus-Studie: Sinnfreier Beschluss von Bernhard v. Schröder Mancher rieb sich im Stadtentwicklungsausschuss verwundert die Augen: Tagesordnungspunkt Fünf behandelte die „Machbarkeitsstudie Campusplatz“ und als Beschlussvorgabe stand dort: „Die Machbarkeitsstudie Campusplatz der Stadt Falkensee wird zur Kenntnis genommen“. Die Stadt wolle also vom Ausschuss ei- ne Beschlussempfehlung für die Stadt- verordnetenversammlung haben, so sinnierte Ausschussvorsitzender Gerd-Henning Gunkel (Grüne), nach der die Studie nur zur Kenntnis genom- men werden soll. Offenbar war keine Zustimmung zu Inhalten gewünscht, möglichst wenig Diskussion, nur: Ja, ich habe es (brav) zur Kenntnis genom- men. Darum geht es: Die Stadt hat auf mehr- heitlichen Beschluss vor rund zwei Jah- ren den Auftrag vergeben, eine Mach- barkeitsstudie zur Belebung des Cam- pusplatzes zu entwerfen. Die Fläche darbt vor sich hin, bis auf wenige Ver- anstaltungen ist dort gähnende Leere. Jugendliche, die sich dort aufhielten, wurden verdrängt. Auffenthaltsqualität gleich Null. Hinter den Kulissen hängt eine Lärmklage über dem Platz, auf- grund derer man sich dort eigentlich nur flüsternd unterhalten dürfte. An der Rückseite der Stadthalle, dem Platz zu- gewandt, liegt eine ursprünglich gastro- nomische Fläche, die nicht mal als Wartezone für (Sport-)Hallenbesucher taugt. Anfang des Jahres wurde die Studie schon mal vorgetragen (das Journal be- richtete): Der Platz dürfe nicht umge- baut werden, weil auf ihm Fördermittel lasten. Die Konzeptschreiber haben sich also an Kleinigkeiten entlang ge- hangelt: Ein Schachbrett, eine hölzerne Bühne an der Bibliothek, Stadtmöbel, Sonnensegel, Fassadenmalerei an der Stirnwand des Musiksaalgebäudes. Ei- nen Trinkbrunnen könnte man bauen und Sitzgelegenheiten schaffen. Dazu Pflanzen in Kübeln. Das Bistro zur Au- tomaten-Lounge umfunktionieren. Das Konzept fiel durch: Zuwenig Veranstal- tungen seien geplant, und es müsse ei- ne vernünftige Gastronomie auf dem Platz geben. Jetzt der zweite Anlauf. Mit den ge- wünschten Ergänzungen und der merk- würdigen Beschlussvorgabe. Schulter- zucken und Fragezeichen über den Köpfen der Politiker. Wenn man etwas hört, nimmt man es doch automatisch zur Kenntnis. Und wenn man es den restlichen Abgeordneten in der Stadt- verordnetenversammlung einfach zu- senden würde, dann würden die es doch auch automatisch zur Kenntnis nehmen. Der Beschluss wurde noch absurder, als Baudezernent Thomas Zylla (CDU) erklärte, dass der Bau der Bühne, wie vorgeschlagen, so einfach nicht reali- sierbar wäre. Also soll man etwas zur Kenntnis nehmen, was sowieso nicht funktioniert? Warum so eine sinnlose Beschäftigungstherapie für Abgeordne- te? Die Frage wurde nicht gestellt. Wahrscheinlich, vermutete im Hinter- grundgespräch ein Ausschuss-Mitglied, ist die Stadt ob der Inhalte des Papiers schon mal vorsichtigerweise auf die Bremse getreten? Davon zeugt die Be- gründung: „Das Verfahren zur Ausar- beitung… wird damit abgeschlossen.“ Also ab in die Schublade damit? Es könnte aber auch sein, dass man das Thema gern in die Zukunft nach Heiko Müller schieben möchte. So etwas Sinnfreies habe er, der Abgeordnete, jedenfalls noch nicht erlebt. Die Politik reagierte übrigens genauso sinnfrei: Sie beschwerte sich wiederholt konkret über die Kleinteiligkeit des Kon- zeptes und stimmte dann mehrheitlich dafür, das Papier zur Kenntnisnahme an die Stadtverordneten weiterzuge- ben... Eventuell hat sie überzeugt, dass die Studien-Verfasser von „ersten Schritten“ sprachen, aus denen größe- res erwachsen könne. Das hier Vorge- schlagene sei nur ein Anfang... Am En- de stimmte der AfD-Abgeordnete Ulrich Strom dagegen und zwei Abgeordnete enthielten sich. Einzige sinnvolle Idee bei dem Tages- ordnungspunkt war der Vorschlag von Tim Bremmer (FDP): Das Konzept soll nach der Sommerpause nochmal in An- griff genommen und diskutiert werden. Geredet werden könnte darüber dann auch, so Hans-Peter Pohl (CDU), in Gremien wie etwa der AG Zentrum. Da könnte es besser aufgehoben sein. Stadtgeschehen Eltern gründen Kita-Beirat Eltern haben am 28. April den neuen „Hort- und Kita-Beirat“ (HoKiTa) gegründet. Während einer Sitzung in der Stadthalle wählten etwa 30 Anwesende Lars Krau- se (Sprecher), Christian Dengler (Stell- vertreter), Anika Harnoth (Schatzmeis- terin) und Manuela O‘Connell (Öffent- lichkeitsarbeit) in den Vorstand des Beirates. Marie Chmielecki und Natalie Orthmann ergänzen den Vorstand bera- tend. Der Kitabeirat hat sich eine eigene Sat- zung mit klaren Regeln geschaffen, die an die des Kitabeirates im Landkreis angeglichen ist: „Der Beirat soll die In- teressen der Eltern, Kinder und Sorge- berechtigten zentralisieren und gegen- über der Stadt vertreten“, erklärte Nat- halie Orthmann in ihrer Einführung. Die Mitglieder wollen sich aber nicht auf eine Geschäftsform festlegen, ge- wünscht ist eine Tätigkeit auf Basis ei- ner Arbeitsgruppe. Die Gründung eines rechtlich relevan- ten Beirates war mehrere Male in der Stadtverordnetenversammlung disku- tiert und schließlich abgelehnt worden. Die Arbeitsgruppe ist daher ein Kom- promiss, der allerdings, so erklärte Sprecher Lars Krause, ernst genom- men werden möchte. Anwesende Kom- munalpolitiker zeigten sich ob der Orga- nisationsform überrascht, signalisierten aber ihre Anerkennung. Der Beirat hat bereits eine eigene Homepage: www.hokita-falkensee.de Bürgermeisterkandidat Lars Krause ist Sprecher des Hort- und Kitabeirates. Foto: privat STADT - JOURNAL 05-2023 5